Tragfähige soziale Beziehungen sind die Grundlage von Gesundheit und Wohlbefinden. Es ist seit vielen Jahren empirisch belegt, dass Einsamkeit – noch vor Diabeters, Rauchen oder fehlender körperlicher Bewegung – der grösste Risikofaktor für körperliche und psychische Krankheit ist.
Im Fokus der Corona-Pandemie stand die direkte Bedrohung durch das Corona-Virus. Mehr und mehr zeigen sich aber auch die indirekten Folgen durch fundamentale soziale Veränderungen: Homeoffice, Homeschooling, Einschränkungen der sozialen Kontakte, Besuchsverbote in Alters- und Pflegeheimen – all dies hat tiefreichende Folgen und bildet sich in der bedrohlich steigenden Zahl psychischer Störungen ab.
Im Hohenegger Symposium am 9. September 2021, das als Webinar durchgeführt wurde, sprach der japanische Zenmeister Muho Nölke darüber, wie sich die Beziehung zum Ich durch die Pandemie gewandelt hat. Wie hat sich unsere Beziehung zu uns selbst, aber auch zu unseren Nächsten verändert?
Muho Nölke ist ein deutscher Zenmeister. Mit Zen kam er 1984 in Kontakt. Während des Studiums der Japanologie, Philosophie und Physik an der FU Berlin (1987 – 1992) verbrachte er 1990 ein Jahr in Japan, sechs Monate davon im Zen-Kloster Antai-ji. Nach dem Abschluss des Studiums ordinierte er ebendort. Erst 2001 beschloss er, das Kloster zu verlassen und als Obdachloser im Schlosspark von Osaka zu leben, wo er für ein halbes Jahr eine Zengruppe leitete. Anfang 2002 erreichte ihn die Nachricht vom Tod seines Meisters Miyaura Shinyu, zu dessen Nachfolger er berufen wurde. Bis zum Mai 2020 stand er dem Kloster Antai-ji als Abt vor und ist seitdem sowohl in Japan als auch im Ausland als Zenlehrer aktiv.