Resilienz und Psychoonkologie: Krebs bewältigen: Geht das?

Jeder dritte Mensch in der Schweiz erkrankt einmal in seinem Leben an einer Krebserkrankung. Gleichzeitig wecken Berichte über neue Medikamente und Therapiekonzepte wie Immuntherapien grosse Hoffnungen. Schon jetzt gelingt es zwar, höhere Heilungsraten zu erzielen, die hohen Erwartungen der Betroffenen können aber oft nicht erfüllt werden, was das Thema Hoffnung zu einer Herausforderung macht. Ist Hoffnung aus psychoonkologischer Sicht bedeutsam?

Dr. med. Adrian Dubs und Dr. med. Ruedi Schweizer am Hohenegger Symposium vom 14. September 2023

Privatklinik Hohenegg

Im Referat anlässlich des Symposium der Privatklinik Hohenegg „Resilienz: Ein Konzept mit vielen Facetten“ am 14. September 2023 in Meilen widmeten sich Dr. med. Adrian Dubs, Spital Männedorf und Dr. med. Ruedi Schweizer, Zentrum für psychische Gesundheit der Privatklinik Hohenegg an den Spitälern Männedorf und Zollikerberg in ihrem Vortrag dem Thema «Resilienz und Psychoonkologie: Krebs bewältigen – geht das? Resilienz aus (psycho-)  onkologischer Perspektive».

Sie fragten, ob es Hoffnung gebe im Kampf gegen Tumorerkrankungen und ob diese Hoffnung aus psychoonkologischer Sicht bedeutsam sei. Ruedi Schweizer führte aus: «Wir sind grundsätzlich dankbar, wenn Hoffnung dazu beiträgt, sich besser zu fühlen. Häufig sind wir und die Patienten besonders herausgefordert, wenn uns der Onkologe verkündet, dass zur Hoffnung wenig Anlass bestehe. Sollen wir mit dem Patienten einen Realitätsabgleich durch füh- ren oder ihn in seiner Wahrnehmung stärken? Das ist dann die Frage.»

Der Umgang mit einer Krebserkrankung reiche von pessimistischem Denken, über die realistische Einschätzung der Betroffenen in Bezug auf die Behandlungsmöglichkeiten und -risiken bis hin zu einer (allzu)  po sitiven Einschätzung, welche dann oft auch enttäuscht werde, sagte  Adrian Dubs. «Wir bieten unseren Patientinnen und Patienten ein Advance Care Planning (ACP) an. Mit dieser vorausschauenden Planung kommt der realistischen Einschätzung der Lebenssituation eine grosse Bedeutung zu.»

Die beiden Referenten plädierten für einen «angemessenen» Umgang mit Krebspatienten, da sich Ereignisse und Diagnosen häufig überstürzten.  Ruedi Schweizer: «Die Erstdiagnose ist für viele ein Sturz aus der normalen Wirklichkeit. Oft folgen weitere, meist nicht vorhersehbare Stürze. Mit diesen Unwägbarkeiten umzugehen ist anspruchsvoll. Einigen Betroffenen gelingt es, die Krisen für eine Neubewertung nutzbar zu machen. Aus psychoonkologischer Sicht ist es zentral, nicht von gutem und schlechtem Coping zu sprechen, sondern Betroffene mit ihren jeweiligen Möglichkeiten zu begleiten und zu unterstützen.» 

Sehen Sie hier den Live-Mitschnitt in voller Länge.

Autor*innen

  • Dr. med. Ruedi Schweizer

    Ärztlicher Leiter, Zentrum für psychische Gesundheit der Privatklinik Hohenegg am Spital Zollikerberg

  • Dr. med. Adrian Dubs

    Leitender Arzt Onkologie & Hämatologie Zentrum, Spital Männedorf

Unsere Website verwendet Cookies. Durch die weitere Nutzung stimmen Sie der Verwendung zu. Weitere Infos: Datenschutz