Untersuchungen zur Motorik waren und sind für die Plastizitätsforschung von herausragender Bedeutung. Trotzdem werden die Erkenntnisse der Motorikforschung in der Psychologie, Psychiatrie und klinischen Psychologie eher nebensächlich behandelt. Dabei ist die Motorik elementarer Bestandteil des Denkens und der Wahrnehmung. Manche sprechen sogar vom sensomotorischen Selbst.
Anhand verschiedener Beispiele aus der modernen Hirnforschung hat Lutz Jäncke am Symposium aufgezeigt, wie die motorische Kontrolle in unser Denken, Lernen und die Wahrnehmung eingebunden ist: Phänomene wie das mentale Vorstellen, die mentale Rotation, die Sprachwahrnehmung und die audiomotorische Kopplung kamen zur Sprache. Anhand der Beispiele wurde ersichtlich, dass motorische Informationen elementare Bestandteile verschiedener kognitiver Prozesse sind. Diese Informationen werden in ein übergeordnetes Gedächtnisnetzwerk integriert, was das Abspeichern und das effiziente Erinnern begünstigt. Lutz Jäncke hat in seinem Referat aufgezeigt, wie motorische Prozesse für den Aufbau der kognitiven Reserve genutzt werden können. Kognitive Reserven sind vor allem im Zusammenhang mit neurologischen Beeinträchtigungen sehr wichtig. Aber auch das «normale» Altern profitiert mannigfaltig von motorischer Fitness.
Literatur-Empfehlungen:
· Jäncke L. (2024). Lehrbuch Kognitive Neurowissenschaften. Hogrefe-Verlag, Göttingen.
· Jäncke L. (2021). Von der Steinzeit ins Internet. Hogrefe-Verlag, Göttingen.
· Rosenkötter, Henning. (2013). Motorik und Wahrnehmung im Kindesalter. Eine neuropädagogische Einführung. Kohlhammer, Stuttgart.