Verletzlichkeit in der Pflege – Ein Erfahrungsdialog

Am Hohenegger Symposium vom 4. September 2025 beleuchteten Daniel Mohr, M.H.A., Corinne Ericsson und Dr. med. Sebastian Haas den Umgang mit Verletzlichkeit im Pflegealltag. Ergänzt wurde das Podium durch die eindrücklichen Erfahrungen eines ehemaligen Patienten der Privatklinik Hohenegg.

v. l. n. r. Sebastian Haas, Corinne Ericsson und Daniel Mohr

Im stationären psychotherapeutischen Setting der Privatklinik Hohenegg spielt die Berufsgruppe der Pflegefachpersonen eine tragende Rolle im interprofessionellen Behandlungsteam. Sie begleiten die Patientinnen und Patienten entlang der verschiedenen Phasen der Behandlung eng im Klinikalltag. Sie sind rund um die Uhr präsent und ansprechbar, gewährleisten eine hohe pflegerische Betreuungskonstanz, helfen den Patientinnen und Patienten, Krisen zu bewältigen, sind für deren Sicherheit zuständig und nehmen spezifische Themen der Fallführenden nach Absprachen auf. Als pflegerische Bezugspersonen leisten sie Vertrauensarbeit und vermitteln Konstanz und Verlässlichkeit. Dabei sind sie immer wieder mit Verletzlichkeit in den verschiedensten Erscheinungsformen konfrontiert und damit auch Expertinnen und Experten für den Umgang mit dieser Vulnerabilität.

Im stationären Setting ist der Beziehungsaspekt zentral. Das gilt in besonderem Mass für die Berufsgruppe der Pflege. Studien belegen, dass pflegerische Bezugspersonenarbeit sowohl die Zufriedenheit der Patientinnen und Patienten als auch die Zufriedenheit der Pflegefachpersonen verbessert und zu einer effektiveren, effizienteren und empathischeren Gesundheitsversorgung führt. Zudem hat sie positive Effekte auf die Qualität und Sicherheit der Versorgung – wichtige Aspekte, um Verletzlichkeit begegnen zu können.

Die pflegerische Bezugspersonenarbeit verlangt ein hohes Mass an Selbstreflexion. Dazu gehört auch der Umgang mit der eigenen Verletzlichkeit, die trotz umfassendem Fachwissen und hoher Professionalität nicht ausser Acht gelassen werden darf. Dies gilt letztlich für alle an der Behandlung beteiligten Berufsgruppen. Durch die enge Alltagsbegleitung der Patientinnen und Patienten durch die Pflegefachpersonen nimmt dieser Aspekt einen hohen Stellenwert ein.

In allen Behandlungsphasen durchleben die Patientinnen und Patienten immer wieder verletzliche Momente, insbesondere in der Eintrittsphase. Oft kommt dies auch gegen Ende der Behandlung, in der Austrittsphase, zum Tragen, weil es um die meist schrittweise Rückkehr in den Alltag geht. Hier sind die Pflegefachpersonen in der Bezugspersonenarbeit speziell gefordert und erarbeiten wichtige Punkte in enger Zusammenarbeit mit den Fallführenden und den wichtigsten Personen aus dem Umfeld der Patientinnen und Patienten.

Im Podiumsgespräch mit Pflegedirektor Daniel Mohr und Pflegefachfrau Corinne Ericsson unter der Moderation von Dr. med. Sebastian Haas werden diese Aspekte entlang der verschiedenen Behandlungsphasen der Privatklinik Hohenegg näher beleuchtet und anhand einiger konkreter Beispiele erläutert.

Der letzte Teil des Gesprächs ist ausdrücklich der Patientenperspektive auf den Umgang der Pflegefachpersonen mit Verletzlichkeit gewidmet. Dazu konnte ein ehemaliger Patient der Privatklinik Hohenegg gewonnen werden, der den Mut hat, seine Erfahrungen im Gespräch mit den Diskussionsteilnehmenden zu teilen.

Literaturempfehlungen:

  • Baiq et al. (2025). Evaluating the Impact of Primary Nursing Care Model on Nursing Outcomes: A Scoping Review.
  • Mattila et al. (2014). The Effects of the Primary Nursing Care Model: A Systematic Review.
  • Ventura-Silva et al. (2024). Implementation of the Primary Nursing Care Model in a Hospital Service: A Quasi-Experimental Study.

Autor*innen

  • Daniel Mohr, M.H.A.

    Pflegedirektor

  • Corinne Ericsson

    dipl. Pflegefachfrau HF

  • Dr. med. Sebastian Haas

    stv. Ärztlicher Direktor

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