Im Beitrag anlässlich des Symposium der Privatklinik Hohenegg „Resilienz: Ein Konzept mit vielen Facetten“ am 14. September 2023 in Meilen referierte Prof. Dr. med. Gregor Hasler, Professor an der Universität Freiburg, über die Herausforderung «Gemeinsam Stress und Ängste überwinden».
In den letzten Jahrzenten habe der gefühlte Stress in breiten Teilen der Bevölkerung zugenommen. Diese Zunahme betreffe die gesamte Gesellschaft und könne daher nicht allein durch persönliche oder individuelle Faktoren erklärt werden. Vielmehr seien soziale und kulturelle Faktoren mitverantwortlich, so Gregor Hasler in seinem Referat. «Deshalb können wir den Stress nicht rein individuell bewältigen, sondern müssen ihn gemeinsam angehen.»
Gregor Hasler wies auch auf die Bedeutung der sozialen Netzwerke in Bezug auf Stress hin. Ökonomen und Soziologen lobten die sogenannten weak ties, also die schwachen Bindungen, die unkompliziert, digital, wenig aufwendig und über weite Distanzen möglich seien. «Solche Beziehungen helfen uns, neue Ideen zu generieren, an ungewöhnliche Informationen zu gelangen und neue Produkte zu erfinden», sagte Hasler. Weak ties verbänden Abteilungen und Firmen, daraus könne neue Zusammenarbeit entstehen.
Der Psychiater und Neurowissenschaftler wies aber auch auf problematische Seiten hin: «Die Resilienz-Forschung zeigt, dass solche schwachen Beziehungen keine Stress-Puffer sind und den sozialen Austausch nicht ersetzen können. Zudem stärken strong ties, also regelmässige und intensive Beziehungen, die Widerstandskraft nur dann, wenn sie lokal verankert sind.» Die Zeit, die wir in weak ties investierten, gehe bei den strong ties verloren. «Dies ist ein entscheidender Treiber der aktuellen Resilienz-Krise.» Am Schluss seines Referates plädierte Gregor Hasler für weniger rücksichtslose Kompetition und mehr kooperative Beziehungen.
Sehen Sie hier den Live-Mitschnitt in voller Länge.