Ein Rückblick auf das 13. und letzte "Hohenegg Gespräch" mit Prof. Daniel Hell

Am Dienstag, 14. November 2023 fand in der Kapelle des Kulturhauses Helferei in Zürich ein besonderes Ereignis statt. Die Veranstaltung, die durch die Stiftung Hohenegg ermöglicht wurde, war ein voller Erfolg und zog rund 200 Gäste an. Es war ein Abend, der sich durch einen tiefgründigen und sehr persönlichen Austausch zwischen Prof. Daniel Hell, Prof. Josef Jenewein und dem interessierten Publikum auszeichnete. Besonders hervorzuheben ist der wertvolle Beitrag von Daniel Hell, der seit 2016 ein Dutzend "Hohenegg Gespräche" geleitet hat. Seine langjährige Erfahrung und sein Einfluss auf die Entwicklung der Psychiatrie der letzten 50 Jahre machten seine Worte an diesem Abend besonders gewichtig.

Prof. Daniel Hell und Prof. Josef Jenewein

Privatklinik Hohenegg

Fokus des Gespräches: „Verletzlichkeit“

Die Veranstaltung mit dem Thema „Verletzlichkeit – der moderne Mensch zwischen Autonomie und Abhängigkeit“ beleuchtete die Herausforderungen, denen sich der zeitgenössische Mensch gegenübersieht. Prof. Dr. med. univ. Josef Jenewein, Ärztlicher Direktor der Privatklinik Hohenegg und Prof. em. Dr. med. Daniel Hell, beide renommierte Experten auf dem Gebiet der Psychiatrie und Psychotherapie, führten ein tiefgehendes Gespräch, das das Publikum in seinen Bann zog. Die Diskussion betonte die Bedeutung des Verständnisses psychischer Probleme und deren Auswirkungen auf das individuelle und gesellschaftliche Wohlbefinden.

Gesellschaftliche Umbrüche hätten in den letzten Jahrzehnten zu neuen psychischen Problemfeldern geführt. Die psychiatrischen Diagnosemanuale reagierten darauf mit neu konzipierten Diagnosen wie posttraumatische Belastungsstörung, Panikstörung oder Borderline Persönlichkeitsstörung. Aber auch altbekannte Krankheiten wie Depressionen oder Psychosen hätten sich zum Teil in ihrem Erscheinungsbild verändert. So stellten sich die beiden Experten die Frage: Gibt es Zeitkrankheiten und was trägt dazu bei?

Ein Grundproblem der Spätmoderne sei die zunehmende Fragilität gesellschaftlicher Strukturen. Sie gehe mit einer Verunsicherung vieler Menschen einher. Auch Kränkungen nähmen zu. So sei heute immer häufiger von psychischer Verletzlichkeit oder Vulnerabilität die Rede. Manche kämen zudem mit dem Postulat von Autonomie, das maximale individuelle Wahlfreiheit suggeriere, nicht zurecht. Sie fühlten sich überfordert, da ihnen die nötigen materiellen oder psychosozialen Voraussetzungen fehlen. Daniel Hell und Josef Jenewein erörterten in ihren Dialog unter anderem Fragen wie: Wie kann der Einzelne mit dieser Problematik umgehen? Was ist gemeinschaftlich zu tun? Welche Hilfe kann die Psychiatrie und Psychotherapie anbieten?

Sehen Sie hier Daniel Hell in einem kurzen Statement zur Frage, ob wir verletzlicher geworden sind:

Was als Dialog zwischen zwei Experten begann, entwickelte sich bald zu einem Polylog, bei dem das Publikum aktiv eingebunden wurde. Die Teilnehmenden hatten die Gelegenheit, ihre Fragen und Ansichten zum Thema beizutragen, was den Abend zu einer interaktiven und bereichernden Erfahrung machte. Dieser Austausch unterstrich die Relevanz der Thematik im Alltagsleben vieler Menschen.

Stabübergabe und Kontinuität

Ein besonderer Moment des Abends war die feierliche Stabübergabe durch Stiftungsratspräsidentin Beatrix Frey Eigenmann von Prof. Daniel Hell an Prof. Gregor Hasler, Mitglied des Hohenegger Stiftungsrates. Gregor Hasler wird künftig der Gastgeber der Hohenegg-Gespräche sein. Diese symbolische Geste markierte den Übergang der Verantwortung für die Veranstaltungsreihe.

Nach dem offiziellen Teil der Veranstaltung boten der gut frequentierte Büchertisch und ein geselliger Apéro den perfekten Rahmen für weiterführende Gespräche, Vertiefung der Themen und Vernetzung unter den Anwesenden. Dieser Teil des Abends ermöglichte es, die Diskussion in einem weniger formellen Umfeld fortzusetzen, was viele als eine wertvolle Gelegenheit zum Austausch und zur Reflexion empfanden.

Die Stiftung Hohenegg: Engagement für das psychische Wohlergehen

Die Veranstaltungsreihe „Hohenegg Gespräche“ ist ein Beispiel für das Engagement der Stiftung Hohenegg, die sich der Förderung der psychischen Gesundheit und dem Verständnis psychischer Krankheiten widmet. Durch solche Veranstaltungen leistet die Stiftung einen wertvollen Beitrag zur Aufklärung und Sensibilisierung in der Öffentlichkeit.

So gelten die „Hohenegg Gespräche“ als inspirierende öffentliche Anlässe, da sie die Bedeutung des Dialogs und des Verständnisses in Bezug auf die psychische Gesundheit hervorheben. Die Kombination aus fachlichem Austausch, persönlichen Einblicken und der Einbindung des Publikums machen diese Abende zu wertvollen und nachhaltigen Erfahrungen.

Es freut uns ausserordentlich, dass Gregor Hasler am 26. März 2024 das 14. Hohenegg-Gespräch gestalten wird. Sein Gast wird Frau Professorin Undine Lang von der Universität Basel, Bereich Psychiatrie und Psychotherapie sein, mit der er über «Psyche und Ernährung» sprechen wird. Die Veranstaltung wird im Museum für Gestaltung in Zürich stattfinden.

Weitere Informationen und Anmeldung auf: www.hohenegg-gespraeche.ch

Sehen Sie hier das 13. und letzte Hohenegg-Gespräch mit Daniel Hell und Josef Jenewein in voller Länge:

Autor*innen

  • Prof. Dr. med. Josef Jenewein

    Ärztlicher Direktor

  • Prof. em. Daniel Hell

    Mitglied Stiftungsrat Hohenegg

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